Ich bin soweit!

Nordthor Training steht für handwerkliche Qualität im Training und Coaching. Als Trainer und Coach ist die eigene Fortbildung ein Merkmal der Qualitätssicherung und Professionalität. Nur wenn man sich selbst immer wieder mit neuen Denkweisen anregt, neue Methoden erlernt, Erlerntes aktualisiert und sich selbst hinterfragt kann man innovative Wissensvermittlung betreiben. Ein Coach der nicht durch Supervision und Intervision seinen eigenen Prozess des erfahrungsorientierten Lernens beschreitet erstarrt. Aus diesem besser wissenden Erstarren heraus kann kein Coach andere bewegen.

 

So kommt es, dass ich im Jahr 2012 mehr als 20 Arbeitstage selbst als Teilnehmer in Fortbildungen saß. Ca 15 supervisorische Sitzungen habe ich als Klient miterleben dürfen. Zwei Punkte fallen mir dabei sofort auf. Es tut mir wirklich für so manchen Ausbilder und Trainer leid, der mich als Teilnehmer erleben muss. Ich glaube wir sind wie Ärzte, die selbst die schlimmsten Patienten sind. Ich bin ein grauenhafter Besserwissender nölender, die Gruppe ständig hinterfragender Teilnehmer. Ich schmunzel über mich und hoffe durch dieses Wissen um mich selbst als Trainer Wege zu solchen schwierigen Teilnehmern zu finden.

Natürlich gibt es auch Trainer und Beratungskollegen, in meinem Umfeld die nicht in Ihre eigene Fortbildung investieren. Ich kenne einen Trainer, der erfolgreich am Markt agiert, der meines Wissens nach keine abgeschlossene Ausbildung hat und über keine Qualifikation als Trainer verfügt. Alles, was er kann, hat er aus eigenem Saft erschaffen und sich selbst erfunden. Dies klingt löblich, bis man hinter die Fassaden schaut. Sein Konzept ist eine leere Schaubude, in der keine der Prinzipien der Kommunikation, Planung, Führung und Selbstmanagement gelebt wird, die er lehrt.

Mich macht ein solcher Grad an Scharlatanerie sauer. Vielleicht bin ich auch einfach neidisch, dass jemand mit so wenig Investitionen so gut am Markt positioniert ist.

Ich bin mir sicher, das es etwas in der Selbstwahrnehmung verändert, Tag täglich derjenige zu sein, der vorne steht. Als Trainer wird man auch weit weniger hinterfragt als ein Chef. Wir kennen dieses Phänomen von alt gedienten Schullehrern. Oft nutzen sie ihre Freizeit, um sich in politischen Ämtern und in Vereinen einzubringen. Dabei schlagen manche einen Ton an, der uns auf unangenehme Weise an unsere eigene Schulzeit erinnert. Der Mensch und die tagtägliche Rolle sind untrennbar bis zur Verzerrung verwachsen. Vielleicht sollten auch Schullehrer häufiger einmal wieder Schüler sein. Für einen Coach ist es anders. Der Coach steht nicht in der Mitte, sondern neben dem Kern des Geschehens. Er versucht zu verstehen, zu zu hören und Menschen durch Fragen und Übungen zu den Antworten zu führen, die sie selbst schon längst haben. Die eigene Hybris des Coaches wird durch erfolgreiche Coachings befeuert. Der Coachee misst dem Coach eine weit wichtigere Rolle im Prozess der Veränderung bei, als er sie tatsächlich hat. Als ein „klein bisschen Guru“ hat mir einmal ein erfolgreicher Coach seine Aufgabe beschrieben. Wie soll es auch anders sein, wenn man sich zusammen mit dem Coachee auf die Suche nach Antworten macht, die so viel mit dem Sinn des Lebens und dem ganzen Rest zu tun haben?

Jeder Trainer, Coach und Berater kann der Versuchung erliegen, zu sich selber „Sie zu sagen“. Die Fortbildungen und supervisorischen Reflexionen helfen hier, sich selbst wieder in einen neuen Blickwinkel zu rücken.

Auf den Fortbildungen und dem Marktplatz der Eitelkeiten wie Messen und Veranstaltungen begegnen einem vielerlei unterschiedlich ausgebildeter Coaches, Supervisoren, Trainer, Berater und was weiß ich für Wunderheiler.

Besonders interessant finde ich ich immer das Phänomen der extrem selbst gefundenen scheinbar hoch entwickelten Massenkonsumenten solcher persönlichkeitsbildender Fortbildungen. Jeder Ihrer Sätze, selbst im oberflächlichsten Small Talk, erstrahlt im Glanze ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Von oben schauen Sie auf jeden herab der eine anderen Fortbildungsweg oder stand hat. Sie sind ja schon so weit entwickelt.

Mir hat einmal jemand gesagt, dass man aufpassen soll, wenn jemand ständig von sich selbst behauptet er sei, ja „sooo liberal“. Er ist es dann nämlich in Wirklichkeit nicht. Wer es ist, muss nicht darüber reden. Ich glaube mit dem steinigen Weg der Persönlichkeitsentwicklung und dem lebenslangen Lernen ist es genauso. Solange jemand ständig die Fanfaren ertönen lassen muss, was er schon alles weiß und kann, ist es nicht anderes als ein archaischer Gemächtvergleich.

Die, die wirklich den ein oder anderen Schritt gemacht haben, sind meist leise und fein.

Ich wenn ich mal wieder Töne und Polter, was ich alles kann und weiß, erinnere ich mich an den schlechten Gymnasialschüler der ich wahr. Dann verstehe, was ich noch immer kompensieren muss. Oder meine Lebenspartnerin nimmt sich mir Brust. Und wenn ich mich selbst sogar in dieser Reflexionsschleife übertöne, helfen mir meist meine Nachbarn zurück auf den Boden der Tatsachen. Wenn sie mir mal wieder bei Motoren, Renovierungen, Holzarbeiten und was weiß ich alles handwerklich den Hintern retten schauen sich mich „Schnacker“ mit den zwei linken Händen nur mitleidig an. Dann bin ich die Werkzeug reichende Hilfskraft und der Lehrling. Das macht Spaß. Wie schön das ich lange noch nicht so weit bin.

 

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