Ambiguitätstoleranz

 Das Wort des Tages: Ambiguitätstoleranz. Ambiguität kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Mehrdeutigkeit. „Die Fähigkeit Mehrdeutigkeiten zu ertragen“ wäre eine mögliche Übersetzung. Der Begriff stammt aus der Gedankenwelt der interkulturellen Kommunikation.

 

Wir haben alle etwas unterschiedliche Werte. „Ich mache das gleich“ bedeutet nicht bei jedem Menschen dasselbe.

 

Nicht immer entsprechen die Unternehmensentscheidungen dem, was ich für die beste Lösung erachte. Manchmal empfinde ich eine Strategie sogar als falsch.

 

Diesen Spannungsbogen gilt es, aushalten und trotzdem Verantwortung übernehmen.

 

Ich beschreibe diese Fähigkeit in Abwandlung eines größeren Zitates so:

„Zu ertragen, dass die Dinge nicht immer so sind, wie ich denke, dass sie sein sollen. Auszuhalten, dass ich nicht immer alles verstehe. Anzunehmen, dass nicht alle Menschen so wie ich sind. Zu wissen, dass nicht jede meiner Meinungen der Weisheit letzter Schluss ist. Und trotzdem Verantwortung zu übernehmen.“

Ein Beispiel

Der Bus stand ewig an der Baustelle und du bist spät dran. Ehrlich gesagt, musstest du dich ganzschön beeilen, um abgehetzt, aber pünktlich den Laden aufzuschließen. Weder deine Mitarbeiter noch deine Kunden sollen vor verschlossener Tür stehen.

 

Vor der Tür steht schon ein Lieferant und lädt eine riesige Palette ab. Gut, dass gleich zu Schichtbeginn deine Aushilfe eingeteilt ist. Zu zweit werdet ihr das ohne Probleme schaffen alles ins Lager zu räumen und die ersten Kunden zu bedienen.

 

Denkste. Du schaust auf die Uhr. Erst 10. Minuten, dann 15. Minuten und schließlich 20 Minuten vergehen, bevor deine Aushilfe mit Sonnenbrille auf der Nase, Musik im Ohr und einem Coffee-to-go in der Hand Brötchen kauend bei Dir im Laden auftaucht.

 

Du merkst, wie dir langsam der Frust den Hals hochkriecht. Mühsam schaumgebremst begrüßt du die Aushilfe und fügst ein lockeres „Du bist aber ganz schön spät dran heute“ an. „Hilfst du mit bitte schnell mit der Lieferung, bevor Kunden kommen?“

 

„Ja, Sorry. So früh kommt eh keiner. Ich trink noch meinen Kaffee aus.“

 

Es ist ein vollkommen verständlicher und nachvollziehbarer Reflex in diesem Moment die Axt zu schwingen zu wollen und zu brüllen. „Einen Scheiß trinkst du jetzt aus! Komm und hilf mir verdammt noch mal!“

 

Menschen haben ein unterschiedliches Verständnis von Pünktlichkeit. Es kulturelle Unterschiede, Generationsunterschiede und auch persönliche Unterschiede.

 

Für ein Ladengeschäft mit Öffnungszeiten sollten diese individuellen Unterschiede in der Pünktlichkeitsinterpretation keine Rolle spielen.

Jeder muss sich an seine Arbeitnehmerpflichten und an die Spielregeln halten.

 

Es ist das Ziel, ein großartiges und homogenes Team zu erzeugen, das dieselben Werte und Überzeugungen teilt, solange es um die Arbeit geht.

Entweder bekommt man die Kollegin mit einem Gespräch dahin, dass sie sich an die Regeln hält, oder sie muss gehen.

 

Schön, wenn es so einfach wäre. Ist es aber nicht. Selbst die Sekundärtugenden sind nicht immer selbstverständlich.

 

Was ist, wenn dieser Mitarbeiter unglaubliche Umsätze in einem Kundensegment macht, dass du sonst nicht erreichst?

 

Was ist, wenn der Mensch Wissen hat, dass du nicht ohne großen Schaden für das Unternehmen ersetzten kannst?

 

Was, wenn es ewig gedauert hat, diese Position zu besetzten und du schlicht weißt, dass es du sie wieder nicht besetzten kannst, wenn der Mensch geht?

 

Was ist, wenn die Person unkündbar ist?

 

Was wenn deine Organisation durch ihren juristischen Rahmen dir nicht die Möglichkeit bieten diese Person einfach loszuwerden?

 

Was ist, wenn sie eine besondere Beziehung zu deinem Investor, Vorgesetzten oder Partner hat und du sie nicht ohne einen unternehmensgefährdenden Konflikt loswirst?

 

In all diesen Fällen musst du ertragen, dass die Dinge nicht so sind, wie du es aus tiefsten Herzen weißt, dass sie richtig ist.

 

Und du musst die Verantwortung übernehmen, trotzdem mit der Situation klarzukommen. Du musst mit dem Menschen arbeiten und eine Lösung finden.

 

Das ist Ambiguitätstoleranz.

 

Jeder von uns hat etwas unterschiedliche Werte. „Ich mache das gleich“ bedeutet nicht bei jedem Menschen dasselbe.

 

Nicht immer entsprechen die Unternehmensentscheidungen dem, was ich für gut und richtig erachte.

 

Diesen Spannungsbogen muss man aushalten und trotzdem Verantwortung übernehmen.

 

Ich beschreibe diese Fähigkeit in Abwandlung eines größeren Zitates so: „Zu ertragen, dass die Dinge nicht immer so sind, wie ich denke, dass sie sein sollen. Auszuhalten, dass ich nicht immer alles verstehe. Anzunehmen, dass nicht alle Menschen so wie ich sind. Zu wissen, dass nicht jede meiner Meinungen der Weisheit letzter Schluss ist. Und trotzdem Verantwortung zu übernehmen.“